Die Ortschronik von 1938

In den Jahren vor dem 2. Weltkrieg entstand unter der Leitung des Baiershofener Lehrers Friedrich Bauer eine Ortschronik, die die Geschichte des Ortes von den Anfängen bis zur (damaligen) Gegenwart darstellen sollte. Bauer forschte dafür offenbar über Jahre hinweg in verschiedenen Archiven und befragte Experten. In seinen Aufzeichnungen ist von Schul- und Pfarrakten die Rede. Welche Quellen er genau verwendete und wo er Einsicht nehmen konnte, ist nicht bekannt. Offenbar konnte er auf Unterlagen des früheren Bezirksamtes zurückgreifen, eventuell im Staatsarchiv. Bauer stand auch in Kontakt mit dem damaligen "Gauheimatpfleger" Dr. Eberl sowie mit Experten des Historischen Vereins Dillingen.



Friedrich Bauer war Lehrer der Volksschule in Baiershofen von 1932 bis 1939

Teile seiner Manuskripte sind erhalten. Von den nationalsozialistischen Machthabern war die Anlage von Ortschroniken empfohlen, es gab eine entsprechende Richtlinie. Dadurch sollte "die Liebe zur Heimatscholle geweckt, Blut und Boden enger verbunden und die Geschichte alter Bauerngeschlechter erforscht" werden.

Aus dem Inhaltsverzeichnis ist zu ersehen, dass die Chronik vor allem auch der Selbstdarstellung der Nationalsozialisten dienen sollte. Dennoch muss gewürdigt werden, dass mit dieser Chronik erstmals ein ernsthafter Versuch unternommen wurde, die Ortsgeschichte anhand der Quellen zu erforschen und darzustellen, auch wenn das Ergebnis akademischen Maßstäben vielleicht nicht ganz genügen mag. Die Abfassung des Chroniktextes selbst ist weitgehend frei von NS-ideologischer Belastung - abgesehen von einigen antikirchlichen und antisemitischen Bemerkungen. Die Zeit des Ersten Weltkriegs, der Weimarer Republik und des "3. Reiches" wurde nicht mehr dargestellt. Teile der Chronik sind allerdings auch wörtliche Wiedergaben von bereits früher veröffentlichten Texten anderer Personen.

In die Erstellung der Chronik bezog Bauer die Schulkinder intensiv mit ein. Mit einer Schülergruppe zusammen formulierte er aus seinen Archvinotizen den Chroniktext. Es lag ihm viel daran, das Interesse der Kinder auf den eigenen Lebensraum und die eigenen Lebensumstände, das Dorf und die dörfliche Kultur zu richten. Von daher wurde die Chronik zu einem Teil des Unterrichtsgeschehens. Bauer regte auch an, das eigene Umfeld zu gestalten. So organisierte er etwa den Bau eines Bades am Hochwiesenbach (auch Hofwiesenbach genannt) südlich des Dorfes und die Anlage eines Sportplatzes.

Die Chronik schrieb schließlich eine Gruppe älterer Schulkinder - in der Freizeit - mit der Hand. Vor allem Kinder mit guter Handschrift wurden ausgewählt. 133 Seiten wurden in sauberer deutscher Schrift fertiggestellt. Die Aufzeichnungen reichen bis 1888.
An der handschriftlichen Erstellung wirkten mit:
Johanna, Kunigunde und Karl Mayer (Hausnr. 6), Maria Mayer (Hausnr. 15), Frieda und Gertrud Eisele, Karl Fischer, Maria Bunk, Anna Weingut, Emma Mayr, Johann Wiedemann (nach Angaben von Johanna Schwab, geb. Mayer)

Durch den Beginn des 2. Weltkriegs blieb die Chronik aber unvollendet. Friedrich Bauer, Sohn eines Lehrers aus Weiler im Allgäu, ein überzeugter Nationalsozialist, der in Baiershofen schon 1933 eine Hilterjugendgruppe gegründet hatte, meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Er starb am 24. Dezember 1941 an den Folgen eines schweren Bauchschusses in Russland.

Von der Chronik existiert nur ein einziges Exemplar, das sich in Privatbesitz befindet. Durch die Initiative von Frau Johanna Schwab wurde das Werk über Jahre hinweg ergänzt und nun digitalisiert. Teile davon sind hier abrufbar.




Johanna Mayer, später verh. Schwab, 1939 und 1998, schrieb als Baiershofener Schülerin mit an der Ortschronik. Ohne ihre lebenslange Sammeltätigkeit würden viele der hier wiedergegebenen Bilder und Dokumente nicht mehr existieren.


Seiten der Chronik mit dem Originaltext mit Transkription Die Chronik als
fortlaufender Text
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ab Seite 23 ist der Dorfbrief von 1350 zitiert, so wie er von Augustin Hafner im Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, Bd. 32 (1919), S. 16 ff. veröffentlicht wurde. Im Anschluss daran (S. 31 - 44 der Chronik) werden die Erläuterungen zu diesem Dorfbrief von Alfred Schröder (im gleichen Jahrbuch S. 20ff.) ebenfalls wörtlich wiedergegeben. Von Seite 44 - 56 folgt ein längerer Beitrag von Augustin Hafner aus dem Jahrb. 1919, S.16ff) über das Verhältnis von Hoch-, Vogtei- und niederer Gerichtsbarkeit.

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Seite 56


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