Der komplette Text der Chronik


I. Die Flur von Baiershofen.

1. Geologische Grundlage.
2. Klima.
3. Heutige Einteilung.


II. Das Dorf Baiershofen.

1. Geschichtliche Entwicklung bis 1933.

a) Der Ortsname.
b) Gründung - Verlegung des Ortes.
c) Das Leben im Dorf bis 1618.
d) Im dreißigjährigen Krieg
e) Entwicklung bis 1914

[die Ausarbeitung wurde von Fr. Bauer und seinen Schülern bis ins 19. Jahrhundert fertiggestellt. Zu den folgenden Punkten gibt es teilweise Notizen von Friedrich Bauer. Ausgearbeitet wurden die folgenden Abschnitte allerdings nicht mehr.]

f) Während des Weltkrieges
g) Nachkriegszeit bis 1933

2. Das heutige Dorf

a) Allgemeines.
b) Die einzelnen Häuser
c) Die Verwaltung des Dorfes
d) Die Arbeit der Bewohner
e) Wasserleitung
f) Lichtleitung
g) Feuerwehr und Brandfälle.

3. Von den Bewohnern

a) Rassemerkmale
b) Mundart.
c) Tracht.
d) Bauweise.
e) Sitten und Gebräuche.
f) Krankheiten und Seuchen.
g) Das Vereinsleben im Dorf.

4. Schulgeschichte

5. Pfarrgeschichte.


III. Baiershofen im 3. Reich.

A. 1. Entwicklung der NSDAP in Baiershofen bis 1933.

2. Aufbau der Gliederungen nach der Machtübernahme.
NSDAP, SA, SAR, HJ, DJ, BDM, NSKOV, D.Arbeitsfr., NSHago, Reichsnährstand, RLB, NSV, RdR

3. Fr. Arbeitsdienst und Arbeitsdienstpflicht.

4. Militärdienstpflicht




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1. Geologisches.

Die Landschaft zeigt deutlich Täler und Höhen. Unser Ort liegt auf einem Ausläufer der schwäbisch-bayerischen Hochebene. Nach Osten fällt die Höhe deutlich zum Zusamtal ab, während nach Süden und Westen sich das wellige Gelände fortsetzt. Nach Norden zu zieht sich die Hochebene noch rund 5 km weit, wo sie dann zum Donautal abfällt.
Der Boden der Baiershofener Flur ist durchwegs schwer. Nach einer meist 25 cm betragenden Schicht aus schwerem Humus folgt Lehm und Letten. Nur an wenigen Stellen findet sich Kies, das meist nicht sehr hart und ziemlich mit Erde durchsetzt ist. Unter dem Kies folgt - unser Sportplatz zeigt es - manchmal noch Sand.

Prof. Zematti trifft jedenfalls das richtige, wenn es [=er] die Entstehung der heutigen Süd-Nord-

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Täler unseres Schwabenkreises der tätigen Auswirkung der Gletscher der ersten Eiszeit zuschreibt. Die Riesenkraft des Urstromes von den Bergen zum Urtale der heutigen Donau drängend, wirkte wie ein ungeheurer Pflug, wühlte auf, schob vor sich her und türmte zur Seite auf, grub in die Urplatte. Diese war einst nur von den Eiswassern der alpinen Gletscher unbeflutet, geglättet und eingeebnet worden. Nun entstanden tiefe Gruben, unsere Täler.
Die interglaziale Zeit mit ihrem subtropsichen Klima, ihrer Pflanzen und Tierwelt der heißen Zone, den stillen Wassern, den ungeheuren Sumpfwäldern füllte sie langsam wieder auf, milderte die Schroffheit der geschaffenen Urform während die II. Eiszeit wohl unsere Breiten nicht mehr erreichte. Die Gegend war mit wenigen Tieren bevölkert. In einer Wörleschwanger Kiesgrube wurde vor Jahren ein Mammutzahn gefunden. Derselbe gehört heute der Privatsammlung eines Herrn Mengele in Dillingen an. Andere Tierreste wurden bis heute noch nicht gefunden.

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Der eigentliche Urboden unserer Heimat liegt also nicht im Tale, sondern auf den Höhen, genauer gesagt: auf der Hochfläche.
Im Tale finden wir viel Angeschwemmtes vor, während am Talrand wohl Überreste von schwachen Seiten- und Kopfmoränen vorzufinden sind.
Unser Baiershofen liegt daher auf dem schon längst vor der Eiszeit vorhandenen Boden, sicher nicht auf einer Moräne (dafür spricht auch der sehr verschieden tiefe Grundwasserstand. Manche Baiershofener Brunnen sind 30 m tief, während sich in anderen Kellern bei Regenwetter schon in 3 m Tiefe das Grundwasser zeigt)


2. Klima

Das Klima unserer Heimatflur ist im großen und ganzen das der schwäbisch-bayerischen Hochebene. Etwas milder als das Alpenvorland wegen der schon weniger hohen Lage. Die Charaktere der einzelnen Jahreszeiten sind kurz folgende:

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Der Frühling als Zwischenjahreszeit ist wie auch der Herbst nicht reich an Regen. Rinnender schmelzender Schnee, klatschender Regen, reißender Nebel, dazwischen etliche schöne Tage, zu Abwechslung wieder starker Reif, erstarrende Nachtkälte, alles in buntestem Wechsel, für die Menschen Ursache von allerlei Erkältungskrankheiten, den Blüten der Obstbäume, den Trieben der Nußbäume ein ewig drohender Feind. Doch tritt er hier im Gegensatz zum nahen Zusamtal selten auf was auch den Unterschied im Obstbau im Tal und bei uns auf der Höhe bedingt. Die drei Eisheiligen (12., 13. und 14. Mai) werden auch bei uns gefürchtet, wenn sie sich auch selten genau einstellen.

Der Sommer kann große Hitze bringen, durch die Lage auf der Hochebene aber miest durch Winde etwas gemildert. Zum "Ausbrennen" der Wiesen kommt es wohl nie, da unser Boden sehr schwer ist. Jedoch sind nasse und kalte (1936) keine Seltenheit, auch schroffe Abkühlung stellt sich manchmal ein. Hat aber, wie die

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Bevölkerung sagt, das Wetter einmal das "Regenloch" gefunden, so ist ein[e] bleibende Besserung nicht bald zu erwarten. Sommerheiße Tage mit 35°C im Schatten sind und Tage mit kümmerlichen 15°C gehören zu üblichen Erscheinungen. Charakteristisch für unsere Gegend [ist] periodenähnliche Zeitdauer einmal eingetretenen Wetters. Die Perioden gleichartiger Witterung dauern 1 - 4 Wochen.

Der Herbst bringt meist eine Reihe von schönen Tagen, den "Altweibersommer", der Spätherbst allerdings bringt meist Regen und trostlosen, Mensch und Tier depremierenden Nebel und schafft endlosen Schmutz auf allen Wegen.

Der Winter ist meistens recht schneearm und auch nicht streng. Es bleibt in der Regel unter 15° Kälte. Verschärfend wirkt manchmal der "Bayerwind", der Ostwind, der unser Dörfchen tüchtig ausblasen kann. Die Wetterregel: Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee hat sich auch hier schon bewiesen. Im allgemeinen kann gesagt werden: Unser Klima bildet den Übergang vom reinen Seeklima zum Landklima, wie das auch

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unserer geografischen Lage entspricht.

Luftbewegungen
.
Der vorherrschende Wind ist der aus West bis Nordwest kommende. Läßt das Tonwerk Röfingen seine Pfeife hören, so bedeutet das bald Schlechtwetter.
Westwind haben wir vielleicht an 200 Tagen, während sich die übrigen Tage des Jahres auf Nord-, Ost- und Südwind ziemlich gleichmäßig vertreiben [verteilen?].
Alte Bauernregeln werden noch gern geglaubt, fast lieber als der amtliche Wetterdienst, der es "eben auch manchmal errät". Mir sagte einmal einer, der Barometer gehöre hinausgeworfen, damit er sieht, daß das Wetter anders ist, als er angibt.
Als Schlechtwetterzeichen gelten: wenn die Ameisen kriechen, wenn die Schwalben tief fliegen, wenn die Würmer häufchen schieben, Morgenrot, wenn der Wasserhahn schwitzt, wenn die Hunde Gras fessen, wenn die Sonne

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Wasser zieht, wenn das Pflaster nicht trocknen will, Schäfchenwölkchen am Himmel, absteigender Rauch, wenn wir das Gebirge sehen. "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, so ändert sichs Wetter, oder bleibt wie es ist."
Bauernregeln vom Wetter sind: Horung hält sei Ordnung, Weihnachten im Schnee, Ostern im Klee, Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee. Wie Weihnachten, so Ostern und Pfingsten. Weihnachten hell und klar, gibt ein gutes Jahr. Helle Christnacht - finstre Städel. Dunkle Christnacht - helle Städel. Tanzen im Februar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken. Soviel Regentropfen im Februar, soviel Eiszapfen im Mai. Märzenschnee tut allen Früchten weh. Märzenstaub soll man [in] Gold fassen.
Gewitter sind im Sommer meist mehr erwünscht, als gefürchtet. Eigentümlich ist die Tatsache, daß die Gewitter des einen Sommers meist die gleiche Richtung über Baiershofen, die des anderen Jahres an

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Baiershofen vorbeinehmen. Hagelschläge kommen selten vor, Jahre mit Hagelschlag waren:
[Platz gelassen, um die Ereignissse nachzutragen]

Blitzschlag ist ebenfalls selten. Durch Blitzschlag wurde entzündet:
[Platz gelassen, um die Ereignissse nachzutragen]

Verschiedene, alten Ahnenkult und Christentum verbindende Hausmittel, wie das angebrannte Scheit des Osterfeuers sollen vor Blitzschlag bewahren.

An Niederschlägen fehlt es nicht, besonders im Frühjahr und Herbst oft bis zum Überdrusse; denn unsere Böden vertragen trockene Jahre besser als nasse.
Regenhöhe: ungefähr 1000 - 1200 mm.

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Stürme sind besonders im Frühjahr zu erwarten. Sie verursachen bei dem aufgeweichten Boden meist beträchtliche Windfälle. Der letzte große Windfall war
[Platz gelassen, um die Ereignissse nachzutragen]

Von großen Wirbelwinden, Cyklonen, mit ihrer verheerenden Wirkung, hat man hier nie gehört.


3. Die heutige Flur.

Die Flur Baiershofen umfaßt ...ha, davon sind ...ha Wald (Gemeindewald ...ha, Pirvatwald ...ha), ...ha Wiesen, ...Acker und zwar

Weizen
Geste
Haber
Roggen
Rüben und Kartoffeln
Klee

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Unsere Flur ist recht hügelig, was die Bearbeitung erschwert. Die Einteilung geht aus der beigefügten Skizze hervor [diese Skizze ist verschollen]. Die Namen der einzelnen Flurteile können leicht aus der beigefügten Flurnamensammlung (1933 von Fr. Bauer, Lehrer, bearbeitet) entnommen werden.
Unsere Flur durchfließen zwei kleine Bächlein, die in die Zusam mündlich [münden]. Südlich von Baiershofen der Hochwiesenbach, der an einer Stelle ... zum Bad verbreitert wurde. In der Altenmünsterer Flur heißt er Münsterbach. Er hat sich ein tiefes Bett gegraben bei starkem Hochwasser tritt er über die Ufer und überschwemmt einige Wiesen; nicht viele, da sein Tal eng ist.
Nördlich von Baiershofen finden wir den Hennhofer Bach mit einem Nebenbächlein aus dem Weisinger Forst. Was sein Bett, sein Tal, sein Hochwasser und die Überschwemmungen anbetrifft, gilt dasselbe wie beim Hochwiesenbach.

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Bei Hennhofen mündet er in die Zusam.


II Das Dorf Baiershofen
1. Geschichtliche Entwicklung bis 1933

a) Der Ortsname
Wie und wann ist der Name Baiershofen entstanden? Beides kann - wenigstens bis heute - nocht nicht mit sicherheit gesagt werden. Eine sehr einfache nur sagenhafte, aber leider unglaubwürdige Erklärung des Ortsnames ist folgende: 2 Bürger aus der Gegend des heutigen Münchens, also aus Bayern, hätten ihre Heimat aus unbekannten Gründen verlassen und vom Kloster Fultenbach einen Waldbezirk (die Baiershofener Flur) zum Roden erhalten.
So hätte dann diese Ansiedlung den Namen Baiershofen bekommen.
Viel richtiger jedoch wird man den Namen vom altdeutschen Wort berse, birse (wovon das Wort Birsch, das Aufsuchen


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des Wildes im Wald herstammt), d.i. Gehege, Waldhecke, herleiten dürfen, sodaß der Name des Dorfes eigentlich Bershof oder Birshof heißen müßte. Das Dorf ist ja ein ausgesprochenes Reutdorf. Die Schreibweise hat sich mehrmals geändert.'
1350 schrieb man Bayershofen. Der Name scheint indes bedeutend ältere Gründung anzuzeigen, da die Form des Grundwortes hofen (althochdeutsch hovun, Dativ, Plural) auf eine Zeit hinweist, in der die Mehrzahl von Hof noch nicht den Umlaut angenommen hatte. Möglich wäre freilich auch, daß lediglich Analogiebildung vorliegt, daß man also das Grundwort ...hofen einfach den zahllosen -hofen-Orten nachgebildet hätte.
1548 schrieb man Bayershouvn
Später schrieb man Bayershofen
heute schreibt man Baiershofen.
Die sichere Erklärung müssen wir also noch der weiteren Ortsgeschichtsforschung überlassen, die noch dieses Dunkel einmal erhellen wird.


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2. Gründung und Verlegung des Ortes.

Die Gründung des Dorfes kann nicht bestimmt angegeben werden. Der Ort wird erstmals 1346, aber schon als Pfarrei erwähnt. Gauheimatpfleger Dr. Eberl ist der wohlbegründeten Ansicht, daß der Ort (im Hinblick auf seinen Namen) schon im 8. oder 9. Jahrhundert gegründet wurde, evtl. einmal einging und später neu gegründet wurde. Zu[r] Orientierung und zum besseren Verständnis gehörten hierher auch die Erläuterungen, die Dr. Schröder zum sog. Baiershofer Brief von 1350 gibt. [siehe dazu Literaturverzeichnis: Augustin Hafner, Alfred Schröder (Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 1919), diese Texte von 1919 werden in der Chronik auf den Seiten 22 ff. samt Erläuterungen wörtlich wiedergegeben. Bauer nennt als Quelle allerdings das Jahrbuch Bd. 27. Der folgende Text bis zum Ende der Seite 19 stammt aus dem genannten Jahrbuch (1919), S. 20f.]
Ein ausgedehntes Waldgebiet erstreckte sich ehedem im Herzen des bayerischen Schwabens zwischen Mindel und Wertach und weiterhin zwischen Mindel und Schmutter von Türkheim an abwärts bis zum Donauried, durchschnitten vom Zusamtal und von der alten Straße Augsburg - Ulm. Zu verschiedenen Zeiten und wohl schon beginnend mit dem 8. Jahrhundert wurde darin gerodet unter


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Anlegung von Siedlungen, und doch schließt das Gebiet noch heute umfangreiche Waldbestände ein: Das "Staudenland" im Süden, den Rauhen Forst südwestlich von Augsburg, und im nördlichen Teil den Streitheimer und Scheppacher Forst. Die jüngsten Rodeorte entstanden erst im 14. Jahrhundert oder wurden doch jetzt erst durch das Einsetzen erneuter und planmäßiger Rodetätigkeit aus kleinen Anfängen heraus zu Dörfern ausgestaltet, und von manchen dieser Dorfsiedlungen haben sich die Gründungsurkunden erhalten, so daß sich ihre Entstehung oder ihre Vergrößerung zur Dorfgemeinde im vollen Licht der Geschichte vollzieht. Besonders im Streitheimer- und Scheppacher-Forst wurden noch in dieser späten Zeit dörfliche Rodesiedlungen angelegt. Reutern bei Welden, 1306 "das neue Dorf" genannt, seiner reihenweisen gehöfteanordnung nach ebenso wie dem Namen nach eine typische Rodesiedlung; im Süden des Scheppacher Forstes Grünenbaindt, um 1300 zu einem Dorf angebaut, und


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nahe dabei Gabelbachergreut, 1327 angelegt; im Norden dieses Forstes Violau, um 1282 als kleine Benediktiner-Niederlassung unter dem Namen Hezilinbach entstanden, Unterschönenberg, 1327 zu Bau gebracht, Neumünster 1344 gegründet, Rechbergreuten, um 1300 hervortretend. Alle diese Ortsgründungen oder Ortsvergrößerungen gingen nicht, wie zum großen Teil die frühen Niederlassungen, von freien Bauern aus, sondern von Grundherren, die einen Unternehmer (Reutmeister) oder deren mehrern mit der Rodung beauftragten und durch Urbarmachung einen Teil ihres Waldbesitzes ertragreicher gestalten wollten, indem sie das zu Bau gebrachte Land mit Zehntabgaben und Hubgeldern belegten. Zumeist waren es weltliche Grundherren, Rittergeschlechter, nur ausnahmsweise Klöster, wie bei Neumünster das vom Frauenkloster Oberschönenfeld angelegt wurde. Zu den Waldorten im Norden des Scheppacher Forstes gehört auch Baiershofen. Baiershofen wird erst 1346 urkundlich genannt, allein damals war der Ort


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schon Pfarrei, und zwar schon seit längerer Zeit, da jene Urkunde von Inkorporation der Pfarrei, an das Kloster Fultenbach durch frühere Bischöfe spricht. Es steht ziemlich fest, daß die ersten Ansiedler ihren Wohnsitz nahe am Hochwiesenbach, auf dem Kirchlesfeld (nach der dort früher vorhandenen St. Andreaskirche heute noch als Flurname gebräuchlich [siehe dazu Überblick] aufschlugen. Es waren einige Höfe, eine Kirche und ein Badhaus vorhanden (Siehe den Vertrag mit dem Bademeister!) [Anmerkung: der bekannte "Badbrief" entstand erst 1556 und bezog sich auf das ab 1350 neu entstandene Dorf]. Der Ort wurde dann auf die Höhe verlagert, wo er heute noch steht und sicher die Rodungsfläche vergrößert. Man hat also die Rodung vermutlich in zwei, zeitlich getrennten Vorstößen durchgeführt, in einem früheren, der recht wohl in die Zeit gehören kann, da die Ortsnamensbildung mit dem Grundwort hofen im Schwange war, [die im] ins frühe oder hohe Mittelalter, und in einen späteren, wo man eine andere Art Kolonisation befolgte und aus diesem Grund etwa eine andere Stätte für die Siedlung wählte. Auch von den übrigen Rodungsorten dieser Gegend sind die wenigsten in 14. Jahrhundert


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völlig neu gegründet worden, fast überall handelt es sich vielmehr nach ausweis der Rodungsaufträge um Erweiterung und Ausbau älterer Gründungen. 1346 kam Baiershofen zum Kloster Fultenbach. Laut einer Urkunde vom 22. Februar 1346 gestattet Bischof Heinrich III von Augsburg dem Abt Berthold (1329 - 1350), daß er Baiershofen und Eichenhofen und die zu Baiershofen gehörige Filialkirche Rechbergreuthen durch Mönche seines Klosters versehen und einen davon in Eichenhofen wohnen lassen dürfe. Doch sollte den [dem] Abt kennen [keine] Befügnis zustehen, diese Kirchen ohne Einwilligung des Bischofs zu veräußern. So besaß das Kloster Fultenbach Patronatsrecht. Aber schon 1350 unter dem Abt Herrmann gab dieser eine Verordnung betreffend Lehensverleihung, Zehentreichung, Gerichtsbarkeit, Kauf und Verkauf von Lehen heraus. Das Kloster Fultenbach besaß damals in Baiershofen 21 Lehen, jedes Lehen umfaßte zwelf Jauchert [1 Jauchert = 0,5 ha) Acker feldiglich, ain Jauchert ackers an hofe und an garten;ferner bekamen sie, wohl zusammen, sechs und dreißig tagwerckhs mahds in dem tonauried und alles das wismahd, das von alter dazugehert und alles mit Rechten messe (Maß) und mit gnaden, mit unserem guten willen ist

hier folgt der Text des Dorfbriefes von 1350
und weitere Texte aus den Jahrbüchern des Historischen Vereins
Dillingen, die um 1920 veröffentlicht worden waren. Darunter auch das
Gutachten von Prof. Alfred Schröder über die Echtheit des Dorfbriefes.
Jahrbuch des Hist. Vereins Dillingen, Bd.32 (1919), S.20ff.
Danach folgt noch ein Text
von Eugen Wohlhaupter "Zum Problem der
Hochgerichtsbarkeit nach der Fultenbacher Urkunde von 1350
(Jahrbuch des Hist. Vereins Dillingen, Bd.41 (1928), der nur wenig mit
Baiershofen selbst zu tun hat.


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.....
c) Das Leben im Dorf bis 1618

Vom Leben im Dorfe zur damaligen Zeit wissen wir ziemlich viel, besonders weil uns zwei wichtige Verträge des Grundherrn, Kloster Fultenbach, mit der Gemeinde Baiershofen erhalten sind (siehe Beilage!) [die Beilagen sind nicht erhalten]. Die vorstehende Verordnung, die ja eigentlich aus dem jahre 1350 stammt, wurde unter dem Abt Ulrich III. Frey im Jahre 1444 abgeschrieben, aber zugleich durch einen neuen von Bischof Peter von Augsburg bestätigten Vertrag erneuert, dahingehend, daß alle Inhaber von Lehensgütern, von Sölden in Baiershofen dem Kloster gerichts-, dienst- steuer- und vogtbar, botmäßig, untertänig und gehorsam und auch


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zu Frondiensten wie fahren, mähen, schneiden, Holzmachen jederzeit verpflichtet sind. In Bezug auf das Gericht bezog sich Anordnung aber nur auf die niedere Gerichtsbarkeit, für die höhere war die Markgrafschaft Burgau zuständig. Am Jakobsabend (24. Juli) nämlich dieses Jahres [nachträglich eingefügt:1449] gestattet "Wilhalm, bischof zu Adramitan und commendator zu F[ultenbach]" der Gemeinde Baiershofen auf ihr vielfältiges Bitten hin, daß die Pfarrei von der außerhalb des Dorfes am Rande des Forstes gelegene Andreaskirche in die in der Mitte des Dorfes gelegene Kriche, die er zu Ehren des hl. Nothelfers Leonhard geweiht hatte, transferiert werde. Die Baiershofer versprachen, daß einem jeden Kaplan, der von F. geschickt würde, ein jedes Lehen 1 Metzen, ein jedes Halblehen 1/2 Metzen und eine jede Sölde 1/4 Metzen reichen wolle [Metze: Hohlmaß für feste Stoffe, wie das hier wohl gemeinte Getreide, 1 Metze = ca. 37 Liter]. 1449 wurde, längere Zeit nach der Ortsverlegung der Pfarrkirche St. Andreas auf dem Fritz'schen Acker beim Kirchlesfeld verlassen und den Ort die [wohl: ...im Ort die...] Kirche St. Leonhard erbaut.
Von 1449 - 1471 gehörte B[aiershofen] dem jeweiligen Weih-


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bischof von Augsburg [Ein Weihbischof ist nicht der Bischof selbst, sondern sein Stellvertreter].
Am 16. Juli 1459 kam zwischen Weihbischof Martin Dieninger und der Gemeinde Baiershofen ein Vertrag zustande, dahin lautend, daß jeder Inhaber eines ganzen Lehens als Großzehnten [Abgabe vom Getreide] alljährlich auf Martini [11. November] 8 Metzen Roggen und ebensoviel Haber nach Fultenbach liefern sollte. Dieser Vertrag sollte gelten auf Lebenszeit des Weihbischofs und solange er Fultenbach habe, aber nicht länger. Im Jahre 1471 nach dem Tode des Weihbischofs Jodocus Seitz (1460-1471) kam Fultenbach und damit auch Baiershofen wieder an den Besitz der Benediktiner von Fultenbach. Unter dem Abt Jakobus Roeham (1503-1515) begannen die oft wiederkehrenden Streitigkeiten zwischen dem Kloster Fultenbach und den Grundholden von Baiershofen. Am 28.1.1508 entschied Bischof Heinrich einen Zwist zwischen dem Abt Jakobus und Baiershofenern dahin, daß der Abt oder ein anderer Konventsherr das jährliche Thing (Versammlung) 8 Tage


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nach Martini halten soll und zwar nicht in Fultenbach, sondern Baiershofen. Die Baiershofener in diesen acht Tagen ihre jährliche Gült reichen soll.Letztere verpflichteten sich, auf Vorladung des Abtes in Fultenbach zu erscheinen. Besonders deutlich wird das Bild der damaligen Zeit durch folgenden Vertrag, der die Schweinemast der Baiershofener regelt. Er hat folgenden Wortlaut:
Kundt und zuwissen gethan sei Jedermenniglich... [Urkunde vom 11. Februar 1586, die im wesentlichen die Regelungen des erneuerten Dorfbriefes von 1556 wiederholt. Die Schweinemast - Verbot fremde Schweine mit dem "Geäcker" zu mästen - ist dabei nur der erste Punkt]



Seite 75:

Ein Nachtrag
Am 21. III. 1533 hinterlegte die Gemeinde Baiershofen in Lauingen einige Urkunden. Es ist bezeichnend, daß man in den damm legen [wohl:damaligen] Zeiten wichtige Dokumente eben in einer festen Stadt hinterlegte. Die Hinterlegungsurkunde hat folgenden Wortlaut:
[Der Urkundentext wurde z.T. anhand der Originalurkunde (Lauinger Urkundensammlung fac. 91, 84, Nr. 727) korrigiert und an die Originalschreibung angepasst] "Wir Vierer und die gemain des Dorffs Baiershouven Bekennen gemainlich mit disem Brieff, dass wir den fürsichtigen, Ersamen und waysen Burgermayster und Rats der Stadt Lauingen Auf heut Dato ein Permentin [=pergamentenen] Dorffbrieff und etlich unnser gerechtikeitten unnsern vorfarn und dann dem Dorff vor jaren von Abbt Herman und seinem Conuvent dess Gotzhaus Fulltenbach auffgericht, zugestellt. Am Anfanng Inn Gottes Namen Amen. Wir Herman von Gottes verhengknuss (etc.). Den sie unns dann auch auff unser pith Jezo hiemit vidmiert. Mer einen weih- oder kierchbrieff. Ainen Vertrag zwischen bemeltem Gotzhaus und unnser auffgericht. Sampt ein gerichtshandel zwischen unser und albrechten von Welden, seligen Rechtlich Bischoff Heinrichen zu


Seite 76:
A
ugspurg ... Erganngen. Inn ain klainen Schublädlin mit zwayen sollichen ungvarlichen Zaichen bezaichnet überantwurtt unnd behalltnuswayß hinterlegt haben. Die sie unns Nun füran als ander ir Brieff getraulich zu bewaren. Und unns dieselben Auff unser erst begern gegen zimblichen quittung und uberanntwortung ditz brieffs widerumb zustellen unnd herauszugeben gunstlich bewilligt vermögs ainer sonndern bekanndtnus unns entgegen gegeben. Mit dem Anhang. Ob man die mitlerweil durch feur oder in ander weg mit gewallt Schadhafft oder Enntnommen wurden. Das sie unns deshalb kaynerlay widerlegung oder bettörung zuthun schuldig sein sollen. In kain weg getreulich und ungevärlich.
Zu Urkund haben wir sammt und sonder mit vlays erpotten. Die Achtbarn Ersamen und Waysen Manngen theminger Stattvogt und Ulrichen Wayenmaier dess Rhats zu Lauingen. Das sie ire aigene Insigel doch in und iren Erben inn all weg on schaden offenlich


Seite 77:

zu End dies Brieffs getruckt haben. Der geben ist Freitags den Ainundzwantzigsten Marty Anno Domini im Funfftzehenhundert Unnd Dreiundreysigsten [Jahr nach Christi Geburt].

Nicht weniger interessant und besonders für das damalige kulturelle Leben aufschlußreich ist folgender Vertrag zwischen dem Bademeister und der Gemeinde vor 1568 [gemeint: von 1586?]. Bekanntlich stand am Hochwiesenbach einst ein Badehaus an den Krautgärten (siehe Seite 20!). Der Vertrag hat folgenden Wortlaut:
Kundt unnd zu wissen sey menniglichen das den anderen Tag Marty, vor mir Mathia abbte zun Fultenbach erschienen sind Vogt unnd vierer an statt einer ganzen gemaind Zun Baiershoffen, an mich, als Ihren rechten Ordenlichen Grundts unnd Gerichtsherren, underthenig anlangendt fürbracht, daß, nachdem ir badbrief betrefenndt die articull so ein Gemaindt daselbst dem Bader, undt hergegen der Bader einer Gemaindt zun Hallten undt zu laisten schuldig ist, an vielen ortten und zeillen verfaulett, Zerrißen, deliert, und vast gar Unleslich worden ist, auch die anhann-


Seite 78:

genden Innsigell darvon gefallen, dardurch der brieff Nichtig und Kraftlos worden, das ich innen gnedig Willvaren wollte... [Hier folgt der Text des Badbriefs von 1586, ab Seite 83 Mitte ist ein Text von Augustin Hafner - Teil 1 und Teil 2 - wörtlich wiedergegeben, wobei die Ausführungen über Auerbach bei Zusmarshausen ausgelassen wurden.]


Seite 93:

Es ist nicht uninteressant, zu wissen, daß das Kloster Fultenbach verpflichtet war, damals für Baiershofen, Weltpriester zu bestimmen. Bei den Pfarrakten liegen Urkunden übers Jahrtagstoffnungen [= über Jahrtagsstiftungen?], welche unter dem


Seite 94:

Pfarrer Lutzenberger im Jahre 1498 und 1515 ausgefertigt wurden. Darin wird angeordnet, falls der Pfarrer und Heiligenpfleger und ihre Nachkommen usw. den Jahrtag nicht begingen und nachkommen, "was oben geschrieben steht, so soll das Gotteshaus Fultenbach volle Macht und Gewalt haben, den obgenannten Jahrtag mit samt dem Gut und Zins usw. an sich zu ziehen und den Jahrtag in Ewigkeit in gemeltdetem Gotteshaus Kloster Fultenbach auf bestimmte Zeit zu halten." Daraus geht hervor, daß der Pfarrer v. B. kein Conventmitglied v. F. [von Fultenbach] war, sonst wäre diese Androhung nicht notwendig gewesen. Eine etwas unverständliche Nötig [=Notiz?] findet sich die [=in?] einen Zinsregister von Baiershofen. Sie lautet: Bayershouven Hans berner Jacob müller Steffan bachl 12 plappart zinß uff Jacobi außer und ob daß Achtbarn und fürnemen micheln Gertenhals Stadtommans zu Dillingen Reuten zwischen Jorgen freyens und hansens Jaocobs gelegen


Seite 95:

auff die pruckmöder stossende 1548. Im Jahre 1592 wurde Markus Hessing, geburtag [=gebürtig?] aus Pfaffenhausen Abt. Er erlangt vom Kaiser Rudolf II. die sage Judenfeihert [= sog. Judenfreiheit?]. Die Juden verlangten damals bis zu 80% Zins. Es ist deshalb verständlich, wenn ein deutsch-bewußter Seelsorger seine Pfarrkinder vor diesem internationalen Gesindel bewahrte. Würde doch heute auch jeder kath. Pfarrer und Glauben die gleiche Einstellung zu den Juden predigen und befolgen! Die Judenfreiheit brachte folgende Anordnungen mit sich.
Es wurde bestimmt, daß kein Jude und keine Jüdin den Untertanen des Klosters auf ihre liegenden und beweglichen Güter ohne des Abtes Vorwissen und Erlaubnis etwas leihen durfte, daß Klagen und Schuldsachen, die nach der Veröffentlichung dieser Freiheit entstandenwaren, bei keinem Gericht angebracht und verhandelt werden durften, daß vielmehr


Seite 96:

Juden oder Jüdinnen, wenn sie trotzdem des Verbotes dieser Freiheit Geld ausleihen, Kapital samt Zinsen zugunsten des Klosters verlieren sollten. Zudem sollte jeder zuwider handelnde Jude "10 M[ark] löttiges Goldts an die Reichskammerkasse zahlen und wer dem Abt Schwierigkeiten macht, sollte die Strafe von 40 M löttiges Goldes gezahlen müssen, zur Hälfte an die Reichskammerkasse zur Hälfte ans Kloster. (Die Anordnung kann als Vorläufer der Schuldenregelung des Erbhofgesetzes bezeichnet werden).
[Das von den Nationalsozialisten 1933 erlassene Erhofgesetz erklärte ca. ein Drittel der deutschen landwirtschaftlichen Besitzungen als "Erbhöfe", die durch Überschuldung oder Erbe nicht mehr zersplittert werden konnten. Dies hatte zur Folge, dass sie auch schwerer Kredite erhalten konnten - Im Übrigen ist der Inhalt der Fultenbachschen "Judenfreiheit" keineswegs ein Schutz gegen zu hohe Zinsen: denn nicht die riskanten Kredite werden verboten, sondern nur dass Juden dieses Geschäft machen.]


Seite 97:.

d) B. dem 30 jährigen Krieg. [vermutlich: Baiershofen im 30-jährigen Krieg]

Vom 30 jährigen Krieg ist nicht viel aufgeschrieben. Jedenfalls ist es aber Baiershofen nicht ganz gut gegangen, mußte doch sogar der damalige Pfarrer B. Placitus mehrmals fliehen, so 1646 und 1948. Aus welchem Grunde läßt sich heute nicht mehr angeben.
Das älteste Taufbuch kommt hier vom Jahre 1637. Ebenfalls nicht ganz sicher ist jene Notiz über die Einescherung von Baiershofen. (Jahrbuch [des Histor. Vereins Dillingen] 1913 S.87!)
Nach dem Theatrum Europaeum wäre um Kl[oster] F[ultenbach] Ende Februar 1648 von Franzosen, die aus Lauingen ausgezogen seien, mitsamt 2 Dörfern wegen Verweigerung der geforderten Kriegkontributionen und weil einige ihrer Leute von Jägern erschossen worden seien, in Brand gesetzt und eingeäschert worden. Dass um diese Zeit in Lauingen eine französische Garnison lag, steht unzweifelhaft fest, eben-


Seite 98:

so steht fest, dass auf dem umliegenden Lande viele Räubereien verübt wurden.3) Khamm behauptet dagegen steif und fest, dass die Fultenbachschen Annalen von einer Einäscherung des Klosters in dieser Zeit nichts überlieferten, wohl aber davon, daß die benachbarte Ortschaft Baiershofen, wo ein schwedischer (soll wohl heißen französischer) Soldat von einem Jäger erschossen wurde, in einen Aschenhaufen verwandelt worden sei während man dem Kl[oster] F[ultenbach] auf die kniefälligen Bitten des Abtes hin und nach Bezahlung einer Brandschätzung habe Schonung angedeien lassen; freilich sei das Kloster um diese Zeit von diese Zeit von den Lauingern, fanatischen Anhängern der neuen Lehre, dreimal geplündert, wertvolle Bücher der Bibliothek verbrannt oder geraubt worden, ja sogar eine Holzstatue des heiligen Michael, des Schutzpatrons des


Seite 99:

Klosters, hätten sie verbrennen wollen, doch habe man diese, wenn auch stark angebrannt den Flammen noch entrauben können.

e) Entwicklung bis 1814.
A) bis 1802

Die Notizen über die nun folgende Geschichtsperiode sind viel spärlicher; doch geben sie uns doch einige Hinweise auf die Leute [und?] Freuden der damalige Baiershofener.
1723 kam ein neuer Abt nach F[ultenbach]. Einer der ersten... Jährlich [gemeint ist sicher: Jahrbuch - nämlich Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen, dort findet sich der 2. Teil des Beitrags von Augustin Hafner "Geschichte des Klosters Fulterbach"] 1915 S. 268

1691 wütete hier eine Viehseuche u. Baiershofen opferte deshalb einen silbernen, vergoldeten Kelch [Bild des Kelches].


S
eite 100:

1727 wurde der heutige Zehentstadel erbaut, der noch das F[ultenbacher] Wappen trägt.

1730 wurde hier ein Hirtenbund gegründet, der alljährlich ein (vorwiegend) kirchliches Fest zu halten benachrichtigte [gemeint ist wohl: beabsichtigte], das Fest artete aber sehr bald aus, weil die Hirten an diesem Tag meistens ihren Lohn im Wirtshaus leichtsinnig vertranken.

1731 Auch den [die] Leonhardsbrunderschaft wurde damals ins Leben gerufen. Siehe Aufzeichnung von Dreer [Pfarrer in Baiershofen von 1805-1842] bei den Pfarrakten.


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1733 wurde am 6. Oktober die neurestaurierte Pfarrkirche eingeweiht.
zu dieser Zeit war der Pfarrhof in Baiershofen in einem fast unbewohnbaren Zustand. Es ist klar, daß Pfarrer und Gemeinde den Wunsch nach Erneuerung des Pfarrhofes hegten, die den [dem] Kl[oster] F[ultenbach] als Empfänger der Zehenten zugestanden wäre. Es ist bezeichnend für die Gesinnung


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des Klosters, daß es einen neuen Zehentstadel bauen ließ, aber die Pfarrhofausbesserung selbst der Gemeinde aufhalsen ließ und den Pfarrhof verbrennen [=verkommen?] ließ. Wenn nur der Zehente geliefert wäre!! Alles andere kümmerte sie nicht. Die Pfarrgemeinde Baiershofen hätte sich für das Bauholz verpflichtet, die Fuhrdienste geleistet und den Pfarrer bis das Bauholz wieder in schlagbaren Zustand gekommen wäre "beholzt". Trotzdem hatte das Kl[oster] F[ultenbach] Macht. Es verlangt 1735 ausdrücklich, daß B[aierhofen] den Pfarrhof baute. Geschehe es nicht, so sei B[aierhofen] selbst schuld, wenn Kranke ohne kirchlichen Beistand sterben.
Eine unglaubliche Rechtsverdrehung und Zumutung: der Pfarrhof zerfiel weiter und wurde vom Kl[oster] F[ultenbach] (!) 1740 abgebro-


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chen und das Material verkauft, das Geld nahm das Kl[oster] F[ultenbach], das außerdem den Groß-, Klein-, Blut- und Obstzehnten einstrich.
Nun musste die Pfarrei von 1740 - 1803 (Sekularisation) vom Kloster Fultenbach aus vekariert werden.
Wie trotzdem das Kloster Fultenbach, ob wohl es seine Pflichten nicht erfüllte, die erfüllung der Plichten der B[aiershofener] verlang zeugte folgender Notiz. 1757. Mit gleicher Festigkeit behauptete der Abt gegenüber den Gemeinde Baiershofen die althergebrachten Rechte. Die Baiershofener waren von jeher etwas zur Renitenz geneigt gewesen und weigerten sich insbesondere im Winter 1757/58 ihre Verpflichtungen zum Fultenbacher Ziegenstadel das Brennholz zu fahren nichts mehr wissen. Als nun der Abt um sein Recht behaupten


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zu können sich um Hilfe an die Hochfürstlich-Augsburgische Regierung wandte, mischte sich die Markgräflich Burgausche Regierung in die Sache und hielt den Baiershofner die Stange. Am 30. August 1758 schreibt der Abt an den Bischof von Augsburg: "dürfte doch endlich einmahl ein solchesten pergament zu ersinnen seyn, vermöge dessen allen besorglichen weitläufigkeiten der weeg könnte abgeschnitten, und ich in meiner gerechtigisten possession, aus welcher mich meine recht rebellische unterthanen zu Bayershofen aus purem muthwillen zu entsetzen ohnablässig bemühet seynd, wenigist ad interim


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und bis völliger der Sachen ausgang erhalten werden."

Am 27. Juni 1775 schwerer Hagelschlag.

Vom 1782 ist eine umfangreiche Be. (=Baiershofische?) Pfahlungsurkunde vorhanden, die nach Angabe des Gauheimatpflegers Dr. Eberl sehr genau und aufschlußreich ist, da sie noch lesbar ist folgt hier keine Übersetzung (siehe die Urkunde)


Baiershofen von 1802 bis 1914

Nun kam die längst notwendige Sekularisation, die fälschlich als Kirchenraub, Klosterraub usw. verschrien wurde. Die betraf auch das Kloster Fultenbach und damit Baiershofen. Daher wurde jetzt die Besetzung der Pfarrei Baiershofen mit einem weltlichen Priester akut. Nun begann


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der Jahrelange Streit zwischen Baiershofen und Violau, der, da auch weltliche Behörden daran beteiligt waren, am Folgenden dargelegt wird.


[die folgenden Ausführungen sind dem Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen von 1915, S. 291ff entnommen]

Als im Jahre 1803 das Kloster Fultenbach an den bayerischen Staat überging, plante man wahrscheinlich die Errichtung größerer Zentralpfarrreien. So eine Pfarrei sollte Violau mit den Filialen Neumünster, Unterschöneberg und Baiershofen werden (eine an sich gar nicht unmögliche Lösung!). Eine Verminderung der Zahl der Geistlichen wäre dadurch möglich geworden. Daß die damaligen Baiershofener nicht damit einverstanden waren, läßt sich leicht denken. Man versuchte aber doch diese Z.-Pfarrei zu errichten. Als erster Pfarrer wurde


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am 18.2.1805 P. Magnus König berufen. In Baiershofen war im Jahre 1803 das ganze Pfarrwiddum an Juden! Verkauft worden, da [die] es wieder an die Bewohner von Baiershofen weiterverkauften. König war kränklich und daher nicht gewillt, die Mißstimmung unter den Pfarrangehörigen zu beseitigen. Er wurde schon am 6. Juni 1805 auf Ansuchen durch die Landesdirektion in Neu Ulm seines Postens enthoben. Sein Nachfolger war P. Benedikt von Dreer von Ottobeuren. Auch diesem gefielen die damaligen Verhältnisse nicht, er wandte sich ganz den Baiershofenern zu. Die Baiershofener waren darob recht froh und Benedikt von Dreer verfocht nun mit großem Eifer den [das] Baiershofener Interesse.


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Das zuständige Landgericht von Baiershfoen war Wertingen und das unterstützte ebenfalls die Ansichten der Baiershofener. Am 16. August 1805 kam noch von der Kurpfalz-Bayerischen Landesdirektion in Neu-Ulm das Reskript, daß der Pfarrhof von Vultenbach [??? In einem von Josefa Steck angefertigten Transkript der Notizen Fr. Bauers zu diesem Abschnitt heißt es hier "Violau"], nach Baiershofen verlegt und der Gemeinde Baiershofen zur Erbauung eines Pfarrhofes Baumaterialien von dem abzubrechenden Kirchengebäude in Vultenbach [s.o.] erhalten und künftige Reparaturen auf landesherrliche Unkosten übernehmen werde. Die Freude über die Kunde, den Pfarrhof nach Baiershofen zu bekommen,


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fand hier nicht allgemeine Teilnahme. Es wurde eine "fromme Scheu" bemerkbar, zur Zerstörung der berühmten Kirche von Violau (verbessert Fultenbach) [nach dem oben erwähnten Notizen Bauers heißt es hier "Violau" [dies entspricht auch den historischen Tatsachen: Die Bürger der Orte Violau, Unterschöneberg und Neumünster wollten die berühmte Violauer Kirche erhalten und kauften sie dem Königreich Bayern ab - nach Verhandlungen, die sich von 1805 bis 1819 hinzogen] die Hand zu reichen. So konnte man sich zum Abbruch in Violau (verbessert Fultenbach) [s.o.] und zum Bau in Baiershofen nicht entschließen. Dazu kam noch der Franzosenkrieg, der auch in unserer Gegend spielte. Der Pfarrer mußte sein Roß hinter Stroh verstecken und selbst vor den Franzosen fliehen. So wartete man bis zum Frühjahr 1806, aber wurde auch 1807 und Baiershofen baute nicht. Inzwischen hatten die Violauer erreicht, daß das


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Reskript vom 8. Juni 1805 widerrufen wurde. Der Bau in Baiershofen wurde ganz eingestellt und der Pfarrer bei Verlust der Pfarrei angewiesen, in Violau zu bleiben. Das bedeutete für Baiershofen einen schweren Schlag. Jetzt stellte sich Baiershofen vor Dreer an die Spitze der Baiershofener und machte sofort mit dem Ortsvorsteher Kaspar Popp eine Reise nach Neu-Ulm zur Landesdirektion und stellte dort die rechtlichen Ansprüche der Gemeinde Baiershofen auf Erhaltung der Pfarrei gründlich vor und erreichte abermals eine Entschließung des Inhalts, daß


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die Gemeinde Baiershofen das sogenannte an der Kirche angebaute Herrenhaus in Violau zum Abbruch als Betrag [=Beitrag] zum Pfarrhofneubau in Baiershofen abgegeben werde. Das Landgericht Dillingen, wohin jetzt Baiershofen gehörte, eröffnete den Baiershofener diese Entschließung mit dem Bemerken, daß auf der Stelle zum Abbruch des Hauses in Violau und zum Bau eines Pfarrhofes in Baiershofen geschritten werde. Man führte nun Steine und Kalk auf den Bauplatz, machte Holz um, bestellte dem [=die?] Maurer zum Abbruch in Violau. Der Pfarrer hatte schon seine Möbel nach Röfingen zu seiner Schwester geschickt.


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Der zum Abbruch bestimmte Tag (15. Juni 1808) brach an. Zu Beginn dieses Tages standen schon die Maurer und Arbeiter mit Wagen und Leitern am Platz und alle mußten unverrichteter Dinge unter Hohn und Spott abziehen. Der Pfarrer hatte am Vortage den Schmied von Neumünster, einen Mann voll Liebe zu Violau ahnungslos erzählt, daß morgen das Herrenhaus abgebrochen werde. Dieser eilte heim und drang nun in den Bürgermeister Thomas Haugg, nach Zusmarshausen gehen und den dortigen Landrichter um schleunige Hilfe in größter Not anzurufen. Am folgenden Tag (15. Juni) um 5 Uhr morgens war schon der Gerichtsdiener in Violau und verlas den aus Baiershofen eingetroffenen Leuten ein


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Schreiben des Landrichters gegen dieses Vorhaben mit der Drohung, er müsse jeden, der noch Hand an das Herrenhaus anlege, auf der Stelle arretieren, das Landgericht Dillingen, zu dem Baiershofen gehörte, hatte es unterlassen eine Anzeige über die erhaltene Erlaubnis, das Herrenhaus in Violau abzubrechen dem Landrichter in Zusmarshausen, zu dem Violau gehörte, mitzuteilen, dieser war stets gegen Baiershofen und vereitelte so in letzter Stunde den Abbruch. Pfarrer von Dreer war darüber wenig erbaut, in seiner Vorliebe für Baiershofen hatte er schon 3 Jahre lang den Gottesdienst in Baiershofen gehalten. Und nun siedelte er rasch entschlossen nach Baiershofen über und wohnte dort bei dem ehemaligen Schneider des Kloster Fultenbach Sebastian Vogel. Er hatte zwar am 28.8.1808 vom


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Landrichter in Zusmarshausen die Weisung erhalten, den Gottesdienst in Violau zu halten, folgte aber keineswegs, wenn man auch in Zusmarshausen drohte, man werde ihn mittels des Kordmisten (Polizeidiener) dazu zwingen. Aber weil Vorsicht nicht schadet, so wollte er sich sicher stellen und erbat sich vom Landrichter in Dillingen die Erlaubnis, den Gottesdienst in Baiershofen zu halten. Dieser riet aber dazu, den Gottesdienst in Violau zu halten. Dreer hielt ihn aber doch in Baiershofen. Nun wurde Pfarrer Dreer vom Landgericht Zusmarshausen bei der höchsten Landesstelle angezeigt. Er bekam am 29. 9. 1808 auch ein scharfes Schreiben von der allerhöchsten Landesstelle, das sich Dreer nicht gefallen lassen wollte. Er reiste nach Neu-Ulm [Verwaltung des Oberdonaukreises, die damaligen Kreise sind den heutigen Regierungsbezirken vergleichbar], um sich zu


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verteidigen. Er erreichte tatsächlich, daß der Herr, der ihn angezeigt hatte, einen Verweis bekam (wie das damals bei Streit mit Geistlichen üblich war!). Trotzdem zog Dreer jetzt aber doch nach Violau, um den Ausgang der Sache abzuwarten. Aber schon nach 2 Monaten zog er nach Baiershofen zurück und wohnte dort beim "langen Schneider". So hatte er mehr Grund, den Gottesdienst in Baiershofen zu halten. Am 27.10. reiste er nach München. Dort riet man ihm, Baiershofen soll ein Gesuch bei der allerhöchsten Stelle einreichen. Das befolgte man und 2 Gemeindeangehörige reisten nach München, bezahlen den Anwalt und warteten. Aber schon eilten auch Leute von Neu-Ulm und Ulm nach München, um auch ihre Rechte geltend zu machen. Es


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wurde ein Gutachten von Neu Ulm einverlangt, aber die Sache ganz [ging] nicht weiter. Es war der Krieg zwischen Österreich und Frankreich ausgebrochen, der tobte auch in Bayern und das Gesuch lag deshalb ruhig bei den Akten. Aber trotz der Plünderungen, Durchmärsche, Sachleistungen usw. dachten die Baiershofener in erster Linie immer an sich und die Pfarrei. Im Jahre 1810 kaum die Sache wieder in Gang. Schon am 11. Mai wurde die Kgl. Bauinspektion beauftragt, Pläne zu machen und auch das Rentamt Dillingen zum Bericht aufgefordert. Das dauerte recht lang und Pfarrer Dreer fuhr nach München um bei dem achtjährigen Prozeß eine Entscheidung zu erreichen. Kirchenrat Haller erklärte: "Das Landgericht Zusmarshausen spricht für


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Violau, Dillingen für Baiershofen, überall gleiche Gründe, Rechte und Ansprüche und was Baiershofen das Übergewicht geben könnte, mangelt in Baiershofen, ist aber in Violau da." Er meinte damit die Pfarrerwohnung, die Regierungs entschließe sich nicht zum Bauen, das Gebäude in Violau solle der Kirche wegen nicht abgebrochen werden und die Regierung mute in den schweren Zeiten Baiershofen nicht zu, selbst zu bauen. Dreer erwiderte, daß Baiershofen schon längst gebaut hätte, wenn es anders den Fortbestand der Pfarrei nicht erreichen konnte. Es seien schon Baumaterialien am Platz. Nun sprach Haller: "Reisen Sie nach Haus und bauen Sie auch ohne Erlaubnis.


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Ist der Bau vollendet, so soll durch den Oberdonaukreis Bericht eingehen." Dann soll Baiershofen nach Wunsch und Recht geschehen. Schon im Jahre 1811 stand der Pfarrhof da und zwar auf gleichen Platz wie der ehemalige.



VII. Säkularisation des Klosters Fultenbach (1802 - 03)

Am 23. November 1802 war nach langen Unterhandlungen endlich der sogenannte Reichsdeputationshauptschluß zustande gekommen. Dem Kurfürsten von Bayern Max IV. Joseph wurde durch denselben unter anderem auch das Hochstift Augsburg mit dem ihm zugewandten Klöstern zugeteilt. Dieser Hauptentschädigungsplan für die deutschen Fürsten wurde vom deutschen Reichstag zwar erst am 25.


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Februar 1803 angenommen und vom Kaiser erst am 24. März ratifiziert, aber der Kurfürst von Bayern, der aus den Unterhandlungen den Inhalt des Säkularisationsplans schon im voraus kannte, glaubte mit dem Zugreifen nicht mehr länger zögern zu dürfen und ordnete schon im November 1802 Kommissäre zur provisorischen Besitzergreifung in die einzelnen in Frage kommenden Klöster ab. Da auch Fultenbach zu der dem Hochstift einverleibten oder zugewandten Klöstern gehörte, so mußte es trotz seiner prekären Lage und seines unbedeutsamen Besitzes das Schicksal dieser teilen: am 29. November 1802 erschien dort eine kurfürstliche Kommission, an ihrer Spitze geheimer Rat von Weber, um


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Kl.Fl. für Kurbayern in Besitz zu nehmen. Unter dem Vorsitz dieses Kommissärs fanden dann vom 30.November 1802 bis 5.Januar 1803 13 Verhandlungen statt, wobei folgende Punkte und Geschäfte ihre Erledigung fanden:
3. Verhältnis (1. Dezember 1802). Inventarium der Pretiosen und Silber, Anspruch des Priors auf die in der Pfarrkirche Baiershofen befindlichen Meßgewänder, Kelche usw. Versatzschein der Abtei-Pekkoralien und -Ringe bei Kaufmann Vanonie [??] in Augsburg und deren geringe Taxation. Verwendung und Auszeig des übrigen eingeschmolzenen Silbers, das man aus größter Not zur Bestreitung der sonderheitlichen Kriegslasten in das k.k. Münzamt nach Günzburg geliefert, hatte man 3166 fl. [=Gulden] 20 kr [Kreuzer] erhalten, für den versetzten


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Abtstab hatte obengenannter Kaufmann einstweilen 250 fl. gegeben. Das Kloster Fultenbach bebaute 1802 selbst 56 Jauchert (= 28 ha) Äcker und 31 1/4 Tagwerk (10,5 ha) Wiese; dazu kam 925 1/4 Jauchert (=463 ha) Wald.
9. Verhältnis (30. Dezember 1802): Vorlegung der letzten Steuer-, resp. Gemeinderechnung vom 1. Januar bis 1. Dezember v. J.[vorigen Jahres] Kassensturz über die Steuerrechnung, Einsicht des Waisen- und Kirchenrechnungswesen, dann abgeforderte und dem Beamten zugestellte Kirchen und Brunderschafts-Inventarium von Baiershofen, Ellerbach und Fultenbach.
Am 5. Januar 1803 war also die vorläufige Zivilbesitznahme von Kloster Fultenbach vollendet; am 14. Februar wurde sodann von der kurfürstlichen Regierung in München der Beschluß gefaßt, die endgültige Säkularisation der geist-


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lichen Gebiete eintreten zu lassen, damit war das Schicksal des Hochstifts Augsburg und also auch des Klosters Fultenbauch besiegelt, eine mehr als 1000 jährige Stätte der Gottesverehrung, des Friedens und der Kultur und auch mancher Bedrückung hatte der neue Geist und die napoleonische Gewaltpolitik mit erbarmungsloser Hand hinweggefegt. Ein jährliches Gnadengehalt [für die verbliebenen Mönche??] sollte aus der Zentralkasse bezogen werden mit Wirksamkeit vom 1. August 1803 an; die Auszahlung sollte monatlich erfolgen; jene 2 Priester, die die Pfarreien Baiershofen und Ellerbach zu versehen hatte[n], sollten eine Zulage von 200 fl. erhalten. --- Anmerkung. Von der Anlage der Klostergebäude in Fultenbach im 18. Jahrhundert gibt uns eine gute Vorstellung ein


Seite 123:

freilich schon recht verblaßtes Deckengemälde in der Pfarrkirche zu Baiershofen, das wohl der vom Abt Michael ins Werk gesetzten Restauration der Kirche seine Entstehung verdankt.
Die Pfarrei Baiershofen hatte als Pfarrwiddum ein Halblehen und außerdem noch die verschiedenen Zehente, die nun im jahre 1803 abglöst wurden. Das Pfarrlehen wurde im Jahre 1810 vom Kloster Rentamt Dillingen an die Judenfreiheit gemeint [ist wohl ...an die Juden] (wo wir [=war?] die Judenfreiheit?) verkauft, das [die?] es auf einer Versteigerung an hiesige Bürger verkauften. Bei den Pfarrakten (Urbarum) liegt ein Verzeichnis der damaligen Grundstücke und der neuen Besitzer.
Die Gemeinde Baiershofen zählte 1814 55 häuser mit 73 Familien, davon


Seite 124:

ilich 24 Lehner (Bauern) und 15 Söldner. Es hatte 312 Einwohner und 126 männliche und 186 weibliche davon 74 Kinder unter 10 Jahren.
1809/1812 mußten auch einige Baiershofener zum Heere Napoleons einrücken von denen kehrten einige Baiershofener nicht mehr zurück, für die in der Pfarrkirche eine Gedenktafel mit folgendem Inhalt angebracht wurde ...siehe Gedenktafeln der Gefallenen


Seite 125/126:

Das Leben der Bewohner war nun durch die Gesetze des Staates Bayern so geregelt, daß sich keine nennenswerten Ereignisse im Ort abspielten. Abwechslung brachten nur die Kriegsjahre. Ob sich 1866 ein Baiershofener beteiligte ist nicht mehr feststellbar [auf Seite 125 wurde jedoch genau dies durch Erwähnung des gefallenen Leonhard Eisele belegt und auf Seite 127 wiederholt - evtl. ist hier das Revolutionsjahr 1848 gemeint?]. Eine Notiz ist nicht zu finden.
1861 wurde durch das damalige Schulhaus (H.Nr.42) verkauft und dafür ein neues Schulaus (H.Nr. 43 1/2 das heutige erbaut.
Im Jahre 1866 mußten auch Baiershofener zum Bruderkrieg einrücken. Einer blieb auf dem Feld der Ehre. Die Gedächtnistafel in der Kirche gibt uns Kunde davon. Dort steht:
Gefallen ist Thomas Müller, für den in der Pfarrkirche eine Tafel mit folgendem Inhalt angebracht wurde:
Zur Erinnerung an Thomas Müller, Soldat i. k. b. 12. Infanterie-Regiment,


Seite 127:

gestorben im Feldspital II zu Nancy, 20. Oktober 1870. [Hier geht die Darstellung etwas durcheinander!!].
Vom Jahr 1872 liegt bei den Schulakten ein genauer Grenzbeschrieb, dessen Bepfahlungsurkunde dort nachgesehen werden kann. Am Rechten usw. sind folgende (gefallen) verzeichnet.
Zur Erinnerung an Leonhard Eisele von hier, Soldat i. k.b. [königlich-bayerischen] VII. Jäger-Bataillon, im Treffen bei Kissingen gefallen den 10. Juli 1866.
Der Winter 1879/80 war haret. 1880 war ein fruchtbares Jahr. 1881 wurde der Friedhof um 100 qm erweitert und mit einer neuen Mauer umgeben. Auf einen Kostenaufwand von 2000 M. Er wurde am 17. Oktober (Nachkirchweih) von Pfarrer Wörle mit bischöflicher Erlaubnis feierlich benediciert.


Seite 128:

Zur Pfarrgeschichte
Historische Notizen vom Jahre 1880 beginnend

1880. Im Sommer 1880 wurden die zwei gemalten Tapeten-Chorfenster mit dem Emblemen des heiligen Herzens Jesu und Maria eingesetzt. Sie wurden verfertigt in der z.Z. rühmlichst bekannten Glasmalerei-Anstalt des Bernhard Mittermaier in Lauingen um den Preis 400 Mark welche durch Gutthäter aufgebracht wurden darunter allein 300 M. von dem + Prindner Leonhard Wagner. Das Einsetzen der genannten Fenster nebst eiserner Rahmen und Schauergitter erforderte die Summe von 120 Mark welche durch die Stiftung gedeckt wurde. Zu diesem Jahre wurde auch der kleine Kelch neu vergoldet und ein neues Misale [=Messbuch] (ohne Goldschnitt und ein neues Misale defuntorium [=Messbuch für Totenmessen] angeschafft. Pfarrkirchenstifutngs- und Cultusbaufonds-


Seite 129:

Rechnung von 1880). Das Jahr 1880 war ein furchtbares Jahr, harter Winter 1879/80, kein Obst.


1881. Im Jahre 1881 wurde der Gottesacker um zirka 100 qm erweitert und mit einer neuen [Mauer?] umgeben mit einem Kostenaufwand von zirka 2000 M.
Das Jahr 1881 war ein fruchtbares Jahr mit einem heißen Sommer. Im Sommer herrschte unter den Schulkindern die Masern-Epidemie und war deshalb die Schule längere Zeit geschlossen. Der erweiterte Gottesacker wurde am 17. Oktober (Nachkirchweih) von Pfarrer Wörle mit bischöflicher Erlaubnis feierlich benedicirt. Ziemlich viel Obst; im Ganzen ein fruchtbares Jahr.
[In den von Josefa Steck transkribierten Notizen Fr. Bauers heißt es hier: 1882] Sehr gelinder Winter beinahe ohne Schnee. Schönes Frühjahr. Im Januar trat unter den Kindern die Diptherie ein einem äußerst heftigem


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Grade auf, es starben an dieser heimtückischen Krankheit bis Mai 14 Kinder im Altern von 2 bis 17 Jahren, die Schule war vom 27. Januar bis 17. April geschlossen. Viel Getreide, aber beständig regnerische Witterung schlecht unter Dach gebracht. Wenig Obst.

1883. Guter Jahrgang. Keine bemerkenswerten Ereignisse.


1884. Guter, trockener Jahrgang, wenig Obst. Den 2. Oktober, nachts 3/4 2 Uhr brannte das Langenwalter’sche Anwesen Hausnr. 22 1/2 nieder. Man vermutete Brandstiftung von Seiten der eigenen Hausbewohner.

1885. Im Monat Mai wurde eine neue Kirchenorgel vom Orgelbaumeister Franz Xaver Joseph aus München aufgestellt um den Preis von 2320 M.


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