Das Badehaus im 16. Jahrhundert

In der Chronik von 1938 (Seite 20) ist davon die Rede, dass bereits im 14. Jahrhundert, als das alte Baiershofen noch im Talgrund am Hofwiesenbach lag, bereits ein Dorfbad vorhanden gewesen wäre. Welcher Quelle dies entnommen wurde, ist nicht bekannt. Unwahrscheinlich ist es nicht, da es im Mittelalter viele derartige öffentliche Badehäuser gab.

Sicher ist dagegen, dass im 16.Jahrhundert in Baiershofen ein solches Bad betrieben wurde. Wie vieles andere auch, regelte ein "Brief" des Klosters Fultenbach, wie das Bad zu führen sei, welche Rechte und Pflichten der Betreiber (wohl ein Baiershofener, vielleicht der Inhaber einer Sölde, der neben der kleinen Landwirtschaft noch das Bad bewirtschaftete) und die Dorfgemeinschaft hatten.


Der "Badbrief" von 1586

Bereits 1533 soll es in Baiershofen eine Badstube gegeben haben, ein erster "Badbrief" stammt vom 20. Oktober 1556 (Urkunde des Klosters Fultenbach - Staatsarchiv Augsburg, Kloster Fultenbach, MÜB, Bd.1). Zu diesem Zeitpunkt war in den größeren Städten die Badekultur bereits auf dem Rückzug. Seuchen und Krankheiten (Pest, Syphilis) führten dazu, dass man die Badehäuser mied. Auch in Baiershofen ist später nichts mehr von einem öffentlichen Bad überliefert. Erst 1934 wird wieder ein Freizeitbad für die Sommermonate eröffnet
Die hier wiedergegebene Abschrift des Badbriefes von 1586 dürfte auf die Forschungen von Augustin Hafner (und entsprechende Veröffentlichungen in den Jahrbüchern des Hist. Vereins Dillingen um 1920) zurückgehen.






Die mittelalterlichen Bäder dienten nicht nur der Hygiene und Körperpflege. Es waren vor allem Orte des Vergnügens; es soll regelrechte Bordellbetriebe dabei gegeben haben.

In Baiershofen dürfte es einfacher zugegangen sein. Für das Bad, das mit Erlaubnis des Klosters und mit warnendem Hinweis auf "Schadhaftigkeit" betrieben wurde, ist sicher die unten stehende Abbildung aus dem "Ständebuch" von 1568 zutreffender.


Der Anfang des sog. Badbriefes von 1556: "Vertrags brief zwischen ainer gmaindt und bader zu Bayrßhofen"

(zum Vergrößern der Urkunde bitte darauf klicken)




Dieser Vertragsbrief, hier wohl aus einem Urkundenbuch des Klosters, wurde im Lauf der Jahre beschädigt und abgegriffen, sodass die Baiershofener 1586 das Kloster um eine neue Abschrift baten. Diese wurde Ihnen gewährt. Sie ist hier im Wortlaut wiedergegegeben:

Kundt unnd zu wissen sey menniglichen das den anderen Tag Marty, vor mir Mathia abbte zun Fultenbach erschienen sind Vogt unnd vierer an statt einer ganzen gemaind Zu Baiershoffen, an mich, als Ihren rechten Ordenlichen Grundts unnd Gerichtsherren, underthenig anlangendt fürbracht, daß, nachdem ir badbrief betrefenndt die articull so ein Gemaindt daselbst dem Bader, undt hergegen der Bader einer Gemaindt zun Hallten undt zu laisten schuldig ist, an vielen ortten und zeillen verfaulett, Zerrißen, deliert, und vast gar Unleslich worden ist, auch die anhanngenden Innsigell darvon gefallen, dardurch der brieff Nichtig und Kraftlos worden, das ich innen gnedig Willvaren wollte denn angeregtenn verfaultten und verwesnen Badsbriff, auff Pergament vorriger gestaltt, und dem alten gleichlautendt Under meinen der Aptay Aigenn Insigell verfertigt vund bekräfftigt, Abschreiben und verwaren laßen, Und Lauttet der gemelt badbrief von Wort zue Wort allso, gentzlich daran nichts verkhertt, darzu gesetzt oder Ausgelassen:
[Hier folgt nun erneut der Text aus der Urkunde von 1556]


Zu Wissenn, das daß Bad zu bayrshoven ein Ehehafftenn [frei übersetzt: Familienbad] ist unnd alß sich derenn halber spän [Spannungen] unnd Irrungen zwischen einer gmaind unnd dem bader da selbs begeben und zugetragen, umb daß sy kein badbrieff gehabt, seyen solch spän und irrung durch unsers gnedigen fürsten und herren Cardinals und bischovs zu augspurg gesannten, die Edlen, vesten, und hochgelertenn herren Christoff vom berg, stattvogt zu dillingen, und des gotzhaus fultennbach verordneten schirmherrn und Rochussen Dillhern der rechtenn doctorn, alß sy annderer spän halber zwischen dem prelatenn Priorn, unnd convent zu fultenbach an einem, und vogt, vierern, und gantzer gmaind zu bayrshoven annderßtails, von fürstlichen statthalter unnd Retthin von Dillingen hinauß verordnet, veraint und verglichen, wie hernach volgt.
Erstlich soll die badstub, unnd badhauß, die Eehaftin zu bayrshoven, mit wissen, willen, unnd wie eß irem gnedigen herren Prelaten für gutt jede zeytt ansehenn wirt, uff die gmaind, unnd on daß baders costenn gebauet, beylich [=baulich?] unnd wesenlich an allem underhaltenn werden. Am annderen sollen die von bayershoven, von ainer gmaind dem bader brennholtz anzaigen, das soll er bader uff sein costenn scheyttenn, unnd die lehener, und alle die jenigenn, die einzusetzen habenn, solch gemacht und gescheytet holtz dem bader zu der Badstuben oder Badhaus füeren. Doch wan der furman solches füeren will, soll ime der bader solch holtz auf den wagen oder karren biettenn. Item wan ongevarlich, ein schloß zway oder dreu im badofenn brechen das soll er bader off sein unnd on der gmaind costenn selbs machenn. Es sollen vogt, vierer und gericht und die acht, die inen von dem herrenn prelaten oder irer gnaden verordneten an statt gantzer gmaind zu gesetzt werdenn, Macht und gwalt habenn, zu den vier tagenn, ein bader jedeß jars anzunemen, oder zu erlauben nach all irem willenn unnd gefallen, unnd soll der bader, der also jedes Jahrs angenommen wirt, dem armen wie dem reichen ein gemeiner gleicher bader sein, kain schadhafft mensch, weder allainn noch mit annderen leüthen badenn, sonder wo er ain schadhafft mensch weste oder erfürr, das soll er dem vogt unnd vierern bey seinem ayd annzeigen. Es soll auch der bader halten alle wochen ein bad, unnd drey mertzen unnd drey Mayenn beder und jedem menschen gebenn, ain Kibel mit warmen Wasser unnd soll von zwayen oder dreyenn Köpffenn zu schrepffen ein pfenning zu lon habenn, von bart scheren unnd har abschneyden nichts.

Dagegenn soll ein Jeder, der ain hauß zu bayershoven hatt, er bade daselbst oder nit, jene badern alle jar, unnd jedes Jhar besonder geben ein metzen khorenn unnd ain jeder man zu weyhennachtenn, Ostern, unnd pfingsten jene badern geben drey heller, thutt das jhar funffthalben pfenning, unnd ain jede fraw ain pfenning, thüt das jhar drey pfenning. Wo aber ein hauß oder sold nit bewonet wurd, das soll dem bader nichts zugeben schuldig sein, dergleichen, wo alle die Jenigen, die inn ainem hauß schadhafft werenn und deß halber von vogt, vierern und zugeordnetenn alle auß dem bad geschafft wurdenn, die sollenn dem bader auch weder gelt noch khorenn schuldig sein. Begebe sich dan das jemands Ime ain aigen badstübli bauwen würd, der soll nicht desteo weniger das bad khorenn unnd gellt dem bader gebenn, und Ime wo er ainzusetzen hatte, wie ander mit faren, gewartig unnd dienstbar sein damit gemaines fleckhens Eehaffti nit geschmelert, oder zu abfall gebracht werd, daß ist allso durch ermelt von statthalter und Räthen zu Dillingen verordnet inn beysein des herrn prelatenn, priors, und Convents gemacht, bethadingt, guttwilligelich unnd on widered angenomen unnd dem also zugeleben, nachzukhomen und solchs also vest unnd stett zuhaltenn ann eineß geschworenen ayd statt gelobt, versprochenn unnd beed verordnet herrenn, mit sonderm vleiß von vogt und vierern, Inn beysein gantzer gmaind gebotten unnd erbettenn worden, Inen und auch den Herren Prelatenn zu vultenbach, deß brieff und der Inen anhangenden Innsigeln zu geben, daß von ermeltem verordnetenn underhendlern Inen und Irenn Erben one schaden bewilligt worden. Beschehen und geben zu vultenbach im gotzhaus am zwaintzigsten tag Octobris deß sechsundfunfftzigistenn Jars der minder zall. [1556]


Der Bader

Wolher ins Bad Reich unde Arm,
Das ist jetzund geheitzet warm,
Mit wolschmacker Laug ma euch wescht,
Denn auff die Oberbanck euch setzt,
Erschwitzt, denn werdt jr zwagn und gribn,
Mit Lassn das ubrig Blut außtriebn,
Denn mit dem Wannenbad erfreuwt,
Darnach geschorn und abgefleht.

(Hans Sachs, 1494-1576)

(wolschmack = wohlriechend, zwagn = gewaschen, gribn = gerieben, Lassn = Aderlassen, abgefleht = von Flöhen gereinigt)

Quelle: Wikipedia "Badekultur"




Von Augustin Hafner, der mehrere Beiträge über Baiershofen und das Kloster Fultenbauch in den Jahrbüchern des Historischen Vereins Dillingen veröffentlicht hatte, stammt auch eine kleine Abhandlung über mittelalterliche Bäder in Auerbach (bei Zusmarshausen) und Baiershofen. Die beiden Zeitungsausschnitte fanden sich in den Unterlagen Friedrich Bauers, allerdings ohne Herkunftsnachweis. Sie dürften um 1938 abgedruckt worden sein. Darin findet sich auch eine interessante Erläuterung zum Bad in Baiershofen
(zum Vergrößern bitte auf die Dokumente klicken)