Das Wappen am ehemaligen Pfarrhaus

nach Dr. Werner Lengger
Universitätsarchiv Augsburg

Baiershofen stand bis 1803 unter der Ortsherrschaft des Klosters Fultenbach. Dies hat den Ort über Jahrhunderte hinweg geprägt. Die Pfarrei Baiershofen war dem Kloster inkorporiert (d.h. sie war sozusagen Teil des Klosters).

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das Fultenbacher Wappen bzw. Elemente daraus am Pfarrhaus von Baiershofen und in der Kirche auftauchen. Bei dem rechts abgebildeten Wappen bildet ein Geviert den eigentlichen Wappenschild. Im Siebmacher' schen Wappenbuch ist das Wappen des Klosters Fultenbach nicht abgebildet. Nach Ernst Zimmermann, Bayerische Klosterheraldik, München 1930, S. 77, kann man auch die genaue Tingierung (Farbgebung) rekonstruieren: 1. und 4. Feld: in Silber eine rote Rose, 2. und 3. Feld: in Blau eine goldene Lilie.
Auf den Schild aufgelegt ist ein rotes flammendes Herz. Als Oberwappen erscheint die Inful (Bischofsmütze, auch Mitra genannt) mit dem durchgesteckten Pedum (Krummstab). Das Engelsköpfchen als Träger der Inful hat keine eigentliche heraldische Bedeutung, sondern ist eher als barocke Verzierung zu interpretieren.

Das Geviert mit den Rosen und Lilien muss in einem Zusammenhang mit dem Kloster Fultenbach stehen, obwohl das typische Wappen des Klosters eigentlich den stehenden Erzengel Michael, den Schutzheiligen des Klosters Fultenbach, zeigt. Zimmermann zeigt allerdings auch das Wappen des Fultenbacher Abtes Michael, der von 1723 bis 1765 regierte. Dessen Schild ist gespalten: In der vorderen Schildhälfte befindet sich der erwähnte Erzengel Michael, in der hinteren Hälfte das Geviert aus dem Wappen des Pfarrhofs von Baiershofen. Zwar war es durchaus üblich, dass Äbte in ihrem Wappen eine Kombination aus ihrem persönlichen und dem Wappen ihres Klosters führten, was natürlich theoretisch auch die Möglichkeit zuließe, dass wir es in Baiershofen mit dem persönlichen Wappen des Abtes Michael zu tun haben, doch lässt das Wappen der ehemals selbständigen Gemeinde Baiershofen das ebenfalls Lilien und Rosen zeigt, darauf schließen, dass das Geviert mit den Rosen und Lilien im 18. Jahrhundert zum Bestandteil des Fultenbacher Wappens wurde. Eine solche Ergänzung wäre für ein Kloster nicht unüblich.

Das auf den Schild aufgelegte flammende Herz ist auch im erwähnten Wappen des Abtes Michael enthalten. Auch dort liegt es auf dem gevierten Wappenschild auf. Das flammende Herz gilt allgemein als Attribut des hl. Augustinus, weshalb vor allem Pröpste von Augustinerchorherrenstiften, die selbst den Vornamen Augustin trugen, in ihrem Amtswappen das flammende Herz führten. Welchen Bezug dieses flammende Herz im Fultenbacher Wappen hat bzw. wie es dort hineinkam (eventuell durch einen Abt mit Namen Augustin?), ist unklar.

Zum Oberwappen: die dort abgebildete Inful (bzw. Mitra) stellt keinen Bezug zum Bischof von Augsburg dar, da sonst auch das Schwert als Zeichen für die weltliche Macht des Bischofs enthalten sein müsste. Ganz abwegig ist die Vermutung, dass das Pedum auf den Augsburger Bischof hinweist, freilich nicht, da das Kloster Fultenbach unter der Landesherrschaft des Hochstifts Augsburg stand. Die Fultenbacher Äbte erhielten 1629 vom Papst das "ius infulae" verliehen, d.h. das Recht, die Mitra zu tragen. Dieses Recht erhielten im Laufe der Zeit viele Klöster verliehen, so dass wir im Oberwappen zahlreicher Klosterwappen die Mitra (bzw. Inful) mit dem durchgesteckten Pedum (Krummstab) finden. Diese besondere, vom Papst verliehene Ehre wurde damit im Wappen augenfällig zur Schau gestellt.


Wappen am Baiershofener Pfarrhaus (aufgenommen April 2006). Es zeigt Rose und Lilie in einem viergeteilten Feld (Geviert) mit einem flammenden Herzen im Zentrum.







Das Fultenbacher Wappen in der Kirche von Baiershofen befindet sich an zentraler Stelle über dem Bogen zum Eingang des Chores. Links der Erzengel Michael als Bezwinger des Satans, rechts das im Zusammenhang mit Fultenbach immer wieder auftauchende Geviert mit mit Rosen und Lilien.






unten zum Vergleich das Ortswappen von Baiershofen; goldene Lilie und rote Rose auf blauem bzw. weißen (silbernen) Grund kommen auch hier vor.