Mittwoch, den 28. Mai 2008

Wanderung zum Drakolimni



Einmal mehr war frühes Aufstehen angesagt. Für den Weg bis zum See waren zwar nur sechs Stunden veranschlagt, allerdings wollten wir bei der herrschenden Hitze eine möglichst große Strecke hinter uns bringen, bevor uns die Sonne zusätzlich einheizt.

Der Anstieg erfolgt gen Osten, so daß der Berg für längere Zeit Schatten spendet. Die Rucksäcke waren schnell gepackt, Zelt, Jacken, Proviant und Wasser, das war es im Wesentlichen. Auf unserer Karte waren in kürzeren Abständen Quellen eingezeichnet, aber hier gingen wir auf Nummer sicher.

Der aufmerksame Leser hat sicher längst die zwischen den Zeilen versteckten Andeutungen gefunden, mit welchen ich eingestehe, daß ich noch daran arbeite, das Wandern wirklich zu lieben. Doch, auch mich begeistern schöne Landschaften und auch ich genieße die tollen Ausblicke von oben nach unten, wenn da nur nicht das von unten nach oben kommen wäre.

Das mußte gesagt sein, damit niemand auf die Idee kommt, mir hätte das Frühstück nicht geschmeckt, oder dergleichen; nein, mein gequälter Gesichtsausdruck spiegelt nur meine Sorge wieder, die über 1000 Höhenmeter, ohne schlapp zu machen, hoch und wieder runter zu kommen.

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Die ersten Meter sind geschafft. Der Blick zurück zeigt die Westhänge der Berge noch im Schatten.

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Kurze Zeit später erreichten wir die erste Quelle.

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Die Jahreszeit war für die Wanderung wie geschaffen, im uns umgebenden Blumenmeer waren alle Farben vertreten. Wie macht die Natur das bloß, daß das so gut aussieht? Wenn ich zuhause in dieser Farbkombination die Wände streichen würde, liefe sicher jeder davon. Irgendwann war es dann soweit, wir näherten uns der Baumgrenze und ab und zu schauten wir der Sonne in's Gesicht.

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Die Schatten schmolzen in der Sonne dahin.

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Die in der Karte vermerkten Quellen haben wir alle vorgefunden, und sie führten alle auch Wasser, mal weniger, meistens überreichlich. Sie füllen die Tröge, damit auch die Vierbeiner das Wasser geniesen können. Außer Gelbbauchunken, die in den Trögen "toter Mann" spielten (O-Ton Waldameise), haben wir jedoch keine Tiere an den Tränken vorgefunden. Für uns war es jedesmal das pure Vergnügen, sich der Rucksäcke zu entledigen und für ausreichende Innenkühlung zu sorgen.

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Als ich mal wieder den Kopf hob, schaute die Schutzhütte zu mir herunter. Das Wort "Hütte" deutet an der Wirklichkeit vorbei. Es ist schon ein ausgewachsenes Haus aus Stein, auf der Hangseite drei Stockwerke hoch.

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Die Schutzhütte vor Augen (und das unangenehme Gefühl, daß von dort jemand zuschaut) beflügelten unsere Schritte, jetzt noch ein kurzer Endspurt ...

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und wir wurden von heftigem Hundegebell begrüßt.
Ob wir Angst vor Hunden hätten, wurden wir gefragt, und wir sollten das nicht zu ernst nehmen, die junge Hündin würde gerade dazu erzogen, zu Fremden nett zu sein. Darf ich vorstellen, von links nach rechts:>

Der 12-jährige Rüde, der Chef des Hauses und die junge Hündin.

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Zu unserer Freude konnte man in der Hütte richtig essen, also bestellten wir Spagetti mit Hackfleisch und Tomatensoße und dazu Kaffee, normalen, ohne Satz. Für das Essen haben wir einen Tisch im Freien gewählt, bei diesem Himmel ein Muß,wenn mir auch die Sonne mächtig auf die Platte schien.

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Während wir auf das Essen warteten, kamen weitere Bewohner des Anwesens, getrieben von der Neugierde, um uns ihre Aufwartung zu machen.

Zuerst mal dieses Tier hier (ein Muli, glaube ich)

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Dann bimmelte es unten an der Ecke und drei Pferde erschienen.

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Seht ihr es auch, auf dem Bild von eben? Die Frauen halten wieder mal zusammen. Die Hündin stellt sich neben Waldameise, als ob es ihre angestammte Aufgabe sei, sie vor der Herde wilder Pferde zu schützen, und ich, ich werde allein gelassen, obwohl Mulis bekanntermaßen viel heimtückischer sind.

Das Gebimmel (alle Tiere hatte Glöckchen um den Hals) rief die Cheffin auf den Plan, bewaffnet mit einem Strohbesen, der den Tieren kein Unbekannter schien. Das Heben des Besens reichte, und wir waren die Vierbeiner wieder los (und mit ihnen die meisten der Fliegen).

Nach einer kurzen Verdauungspause versahen wir die Rucksäcke wieder mit Beinen, und weiter ging es, zu meinem Leidwesen bergab!! Rechts im Bild, so beim Übergang von 2-ten zu 3-ten Drittel des Bildes, ist der Horizont etwas tiefer, unterbrochen von einem kleinen grünen Dreieck, welches sich über den Horizont erhebt. Zwischen diesem Dreieck und dem weiter links aufragenden Fels liegt unser Ziel; und wir laufen bergab?!

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Unten angekommen hatten wir in alle Richtungen fantastische Ausblicke. Im See spiegelten sich die Berge und der blaue Himmel.

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Und Blumen gab es im Überfluss. Ich mag besonders die Blauen; hier war die ganze Wiese blau, es tat mir beinahe Leid, durch diese Pracht hindurchlaufen zu müßen.

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Dieser Prachtkerl hier wollte sich nicht photographieren lassen. Immer wenn ich beinahe die richtige Entfernung hatte, machte dieser muntere Hüpfer einen gewaltigen Satz, und die Pirsch begann von Neuem. Aber ich habe ihn dann, dank Autofokus, doch noch überlistet, indem ich ihm die Kamera am langen Arm entgegenstreckte und selbst möglichst still auf Distanz blieb.

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Am anderen Ende des kleinen Tals sollte nach kurzem Anstieg eine weitere Quelle sein. Wir spähten umher, konnten aber nichts entdecken. Nach einigen Schritten blieben wir erneut stehen, da war doch ganz eindeutig ein Plätschern zu hören. Einige Schritte zur Seite, und wir standen auf nassem Grund. Die Quelle bahnte sich an mehreren Stellen einen Weg ins Freie, unspektakulär,aber in der Summe doch recht ergiebig. Wir gingen dem Plätschern nach an fanden die Stelle, an welchem durch ein in den Boden gestecktes Plastikrohr das Wasser in fingerdickem Strahl hervorquoll. Schnell waren die Flaschen gefüllt.

Das Wasser war so kühl, daß die Alu-Flasche richtig ins Schwitzen geriet.

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Das letzte Stück des Weges zog nochmals steil nach oben, aber ich habe auf dem Weg hierher gelernt, daß man einfach kleine Schritte machen muß, immer im gleichen Rhythmus, einen nach dem anderen,

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und plötzlich ist man da! Vor uns lag das Ziel der ganzen Plackerei.

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Und jetzt verstehe ich auch, was der besondere Reiz solcher Wanderungen ist. Das Ankommen, zu Wissen, daß man etwas geleistet hat, daß man stolz auf sich sein darf. Und wie stolz ich war!

Beinahe 1200 Höhenmeter an einem Tag!

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Unterwegs habe ich mir öfters ausgemalt, wie schön das sein wird, wenn ich mich, endlich angekommen, im Gras faul austrecken darf, aber jetzt, die Strapazen hinter mir, jetzt sah das alles ganz anders aus. Ich musste als erstes den See umrunden, Hügel rauf- und runterlaufen und das erreichte Ziel aus allen Blickwinkeln in mich aufsaugen.

Hier bin ich schon auf der Ostseite des Sees, den Blick nach Westen gewandt. Auf dem Höhenzug am Horizont liegt, links aus dem Bild heraus, die Schutzhütte. Unten rechts, am Seeufer, krabbelt Waldameise entlang und inspiziert die Stelle, an welcher wir unser Zelt aufstellen wollen.

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Das wird das Panorama sein, wenn wir den Kopf aus dem Zelteingang strecken - gefällt mir.

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Nachdem ich auch von Waldameise die Baugenehmigung erhalten habe, beginne ich mit der Erstellung unseres schnuckeligen Nestes. Da Heringe auch nicht Nichts wiegen, haben wir diese im Womo liegen lassen, für die Befestigung der Spannleinen gab es genügend Steine, die seltsamer Weise genau im Kreis um den gewählten Stellplatz herumlagen.

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Den Rest des Tages verbrachten wir damit, die Landschaft um den See herum zu erkunden, den Molchen, von denen es im See nur so wimmelte, zuzusehen, ab und zu kamen Wandersleute aus aller Herren Länder vorbei, die aber nur kurz rasteten und danach weiterzogen, mit denen haben wir "kommuniziert", viel Zeit verbrachte ich damit, den vereinzelt hochquellenden Wolken nachzuschauen.

Nachdem die Sonne so tief stand, daß sie hinter Bergspitzen verborgen war, gefroren die Schatten wieder. Das war für uns das Signal ein treffliches Abendessen zu uns zu nehmen (belegte Brot, im Rucksack überbacken, Obst und verformte Schokoriegel), zum Trinken gab es das herrliche Quellwasser. Mit dem Schatten kam die Frische, wir haben deshalb recht früh unser Zelt bezogen, und müde wie wir waren, schliefen wir beinahe vor dem Schließen der Augen ein.