Dienstag, den 27. Mai 2008

Fahrt nach Micro Papingo



Gestern abend war "unser" zuletzt benutzter Stellplatz leider schon belegt, so fuhren wir die Straße zum Vikosbalkon bis an deren Ende, dort war sie eben und bot sich als ideales, ruhiges Plätzchen für eine Übernachtung an. Irgendwann in der Nacht tauchten Autoscheinwerfer unsere Schlafhöhle in helles Licht, die inneren Alarmglocken schrillten und mit adrenalingeschwängertem Blut öffnete ich die Aufbautür, um zu zeigen, daß ich wach und werhaft war. Schnell beruhigte ich mich wieder, ein weiterer Weltenbummler hatte seinen Platz für diese Nacht gefunden, ein kurzer "alles in Ordnung" Wink mit der Hand und ich verschwand wieder im Innern.

Im Urlaub zieht es mich sobald es hell ist nach draußen, diesmal kam noch die Neugierde über den nächtlichen Neuzugang dazu. Die Besatzung des roten VW Busses war schon am Frühstücken, es wurde ein verschworenes "Guten Morgen" ausgetauscht und der Tag nahm seinen Lauf.

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Das Drehbuch des heutigen Tages sah einen Stellplatzwechsel nach Micro Papingo vor, bildet doch dieser kleine Ort die Ausgansposition unserer zweitägigen Wanderung mit dem Ziel Drakolimni (Drachensee), ein kleiner, schön gelegener Bergsee.

Die geplante Route führt über Aristi nach Macro Papingo und von dort weiter nach Micro Papingo. Allerdings mussten vorher einige wichtige Angelegenheiten geregelt werden, es wurde höchste Zeit für die Entsorgung, frisches Wasser kann man auch nie genug haben und der Kühlschrank glotzte mich mit leeren Fächern an. So fuhren wir auf halbem Weg zwischen Monodentri und Aristi nach links ab, mit dem Ziel Kalampakia. Dort fanden wir einen Supermarkt sowie eine Tankstelle, deren freundlicher Betreiber beinahe beleidigt war, als ich ihm die Lösung unserer Entsorgungsprobleme und den vollen Frischwassertank entgelten wollte.

Noch kurz ein Ereignis am Rande, das ich dem Leser nicht vorenthalten möchte: Auf der Strecke nach Kalampakia mußten wir wegen Mißachtung unserer Vorfahrt durch "Griechen" die Bremsen des Womos gründlich testen. Als ich mir die "Griechen" dann so ansah, ging mir folgender Spruch durch den Kopf:

"Als Gott die Welt erschuf, hat er von Eile nichts gesagt".

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Mittlerweile wurde es unerträglich warm (um es vorweg zu nehmen, dieser Tag stellte den Rekord mit 38 Grad Celsius auf), da kam es uns sehr gelegen, daß in unserem Reiseführer zwei Wasserattraktionen auf dem Weg nach Micro Papingo erwähnt wurden.

Die erste schöne Stelle welche zum Verweilen einlädt, ist ein schattiger Platz am Ufer eines alten Bekannten: dem Voidomatis. Nicht weit von der Stelle, an welcher der Voidomatis die Vikosschlucht verläßt, führt eine kleine Brücke über den Fluß, nach der Brücke (in Richtung Osten) beginnt der Pindos Nationalpark.

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Dieses kleine Idyll ist der ideale Rastplatz, zumal die mächtigen Platanen Schatten im Überfluss spenden.

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Der Hunger gesellte sich dazu und so wurde kurzerhand beschlossen, die Womo-Küche ihrem Zwecke zuzuführen. Der Witterung angepasst gab es - wieder einmal - Dorfsalat, den kennt jeder, oder? Salat mit Tomaten, Zwiebeln, Olivenöl , Schafskäse und Rigani - der Klassiker schlechthin. Ein kleines Nickerchen gab der Pause den letzten Schliff.

Die Straße klettert in verwegenen Serpentinen nach oben, Richtung Macro Papingo, und wir mit ihr. Zwischen Macro- und Micro Papingo findet sich die zweite Wasserattraktion, das schönste Naturfreibad, das ich je geniesen durfte. Ein kleiner Bergbach hat in das geschichtete Felsgestein wunderschöne Rinnen und Gumpen gegraben, in welchen sich vortrefflich baden läßt. Das Wasser war nicht wirklich kalt, nur das erste Eintauchen kostete Überwindung, da der Körper ziemlich aufgeheizt war; einmal drin, war es das reinste Vergnügen.

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Dieser hier war der tiefste Gumpen, wenn ich auf dem Grund stand, konnte ich die Hände gerade noch über die Wasseroberfläche strecken. So kam er mir gerade Recht, um an meinen Wasserbomben zu feilen. So wie es scheint, bevorzugen Waldameisen wärmeres Wasser.

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Ist es nicht herrlich, wie die Natur es schafft, diese weichen und runden Formen hervorzubringen (die vom Wasser geformten Felsen, und so ...)

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Nach ausgiebigem Planschen waren wir soweit abgekühlt, daß wir uns trauten, in den auf dem Parkplatz wartenden Backofen einzusteigen. Wir waren noch nicht ganz abfahrtbereit, da wäre ich am Liebsten wieder in die Gumpen gesprungen.

Nein, eine Aufbau-Klimaanlage haben wir nicht, irgendwie muß man ja auch noch spüren, daß man in Griechenland ist, aber, wenn das Womo jetzt angenehm kühl wäre ...? Nix da, gschbard wird!

Jetzt galt es nach Micro Papingo zu kommen, um dort den einzigen ebenen Stellplatz, vor der Kirche, neben der Telefonzelle (so steht es im Reiseführer), zu ergattern. Im Ort angekommen gab's lange Gesichter, der Platz war belegt, und auch jeder weniger gerade war es. Aber Waldameise hatte bei der Auffahrt ein Parkplatzschild gesehen. Nach einem wackeligen Wendemanöver auf dem schrägen Kirchplatz fuhren wir 100m zurück. Tatsächlich, im spitzen Winkel führt eine Straße, genauer gesagt ein Weg, steil nach rechts-hinten-unten. "Da komm ich nie um's Eck", brummelte ich, drehte eine Straße weiter unten um und lies Waldameise aussteigen, um mich einzuweisen, damit sie die Womo-Unterseite davor bewahrt, mit der Straßenoberfläche anzubandeln.

Schon gut schräg, oder?

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Unten angekommen stellte sich heraus, daß wir einmal mehr den Friedhofsparkplatz für die Nachtruhe erwischt haben; bisher machten wir damit nur gute Erfahrungen. Der Platz war groß, eben und schattig, nur stank es etwas heftig nach Stall, obwohl kein Stall zu sehen war.>

Nachdem das Womo seinen Platz gefunden hatte, auf welchem es die nächsten zwei Tage stehen konnte, kamen wir uns beinahe wie Hoteltouristen vor. Rollengerecht wurden neue Klamotten angezogen und wir durchstreiften am frühen Abend auf der Suche nach einer Taverne den Ort.

Neben der Kirche steht eine wunderschöne Platane, die - wie sicher schon an weiteren ungezählten Abenden - dem Gespräch der Alten lauschte.

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Tavernen fanden wir keine, es gibt nämlich nur eine einzige, na gut, dann nehmen wir eben diese. Das Essen war wirklich gut, und wenn man sich im Preis ein Ticket für den tollen Aussichtsplatz enthalten vorstellt, war es geradezu billig.

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Das Essen ist verzehrt, die Gläser sind leer und der Tag ist hinter den Bergen verschwunden.

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Zeit also, schlafen zu gehen, denn morgen steht uns der Höhepunkt unseres Aufenthaltes hier im Pindos Gebirge bevor: Die Wanderung zum Drakolimni, inklusive einer Übernachtung am Ufer des Sees.